Oberhessische Presse 28.07.2010

Visionär mahnt vor Katastrophen

Hubl-Ausstellung macht Kunst in einer Werkhalle in Steinperf durch Drehen erlebbar
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400 Besucher

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Zwei Besucher vor dem Bert-Hubl Bild „Selbst im Zeitblick“. Werke des 78-jährigen Malers aus Angelburg waren in Steffenberg zu sehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Foto: Westermann

   

Mehr als 400 Besucher erlebten am Wochenende eine ganz besondere Kunst-Werk-Schau.

von Martina Westermann


Steffenberg-Steinperf.
40 Bilder und Skulpturen des international beachteten  Künstlers Bert-Hubl verwandelten, die vor den Toren Steinperfs
gelegene Werkhalle des Garten- und Landschaftsbauunternehmens Bernd Keil, in eine Licht durchflutete Galerie mit einzigartig faszinierender Atmosphäre.


Ein außergewöhnlicher Maler braucht auch einen außergewöhnlichen Ausstellungsort", erläuterte Ruffert die Wahl des Vereins.


Die Werkhallen des ehemaligen Steinverarbeitungsbetriebes werden zur Zeit im Rahmen einer betrieblichen Initiative in Stand gesetzt und dienen später der
Ansiedlung für einen gemeindlichen und regionalen Handwerker- und Gewerbepark. Die Firma Bernd Keil, als Betreiber der Anlage, fördert aber nicht nur
den Gewerbestandort Steffenberg, sondern zudem auch mit sehr viel Begeisterung und Engagement die Bert-Hubl-Kunst. So erklärte sich Keil, gleich bei
der ersten Anfrage des Vereinsvorsitzenden, spontan dazu bereit, Gastgeber der diesjährigen Bert-Hubl-Sommerausstellung zu werden.

 

„Zwischen dem Künstler und dem Landschaftsbauunternehmer gibt es mehr Berührungspunkte, als man zunächst vermuten mag“, erklärte Ruffert.
Sowohl Keil als auch Hubl widmen sich kreativ gestalterisch der Natur - der eine draußen im Garten und in der Landschaft, der andere in seinen Bildern.


Während das visionäre Werk Bert-Hubls schon seit den 50-er Jahren mahnend auf Luftverpestung, Verstädterung, Ozonloch, Müllberge, Gentechnik und
die Gefahren der Atomkraft hinweist und die Menschen immer wieder zu einem achtsamen Umgang mit den Ressourcen ihres Planeten auffordert, setzt Keil
das Anliegen des Künstlers aktiv in Taten um. So hat er gerade erst auf der kompletten Dachfläche seines Werksgeländes Sonnenenergie nutzende
Fotovoltaikanlagen installiert. Mit großflächig auf dem Boden verteilten, graphischen Fußabdrücken aus dem Werk „Der Gartenspiegel“ erinnerte der Maler
die Ausstellungsbesucher daran, dass das Konsumverhalten jedes Einzelnen Spuren in der Welt hinterlässt.

Wenn alle 6,4 Milliarden Menschen auf unserem Planeten so leben würden, wie wir in Deutschland, dann bräuchten wir fast 4 Erden.
Wir haben aber nur
diese eine,"
verdeutlichte Keil anschaulich die Verbindung zwischen der Intention des Künstlers und der alternativen Energiegewinnung auf seinem Hallendach.

 

Aber nicht nur mit Fußspuren luden die Arbeiten, des für sein herausragendes Lebenswerk mit dem regelmäßigen Förderpreis des Bundespräsidenten auf
Lebenszeit ausgezeichneten Künstlers, zum Nachdenken ein.

 

Unterteilt in 4 Zyklen - „Natur-Sein“, „Mensch-Sein“, „Art ins 21. Jahrhundert“ und „Endzeit-Insel“ -  thematisierte die Werkschau „Die Erde und Wir“
den Wandel des Seins vom Ur-Sein bis hin zur End-Zeit.
Gemälde wie „Die Ur-Brache“ erzählten vom  Anfang der Welt und dem Entstehen allen Lebens.
Ein
170x50 cm großes Gemälde spiegelte als Symbol des Naturlebens „Die vier Tages- und Jahreszeiten“ wider. Die „Biotopen-Sphäre“ führte dem
Betrachter die verletzliche Schönheit unserer Welt vor Augen.
Drehbare Holzskulpturen – die so genannten „Bi-Bios“ – repräsentierten das Doppelleben
zwischen Mensch und Tier, verkörperten zugleich das Erwachen der Infernozeit. Das Gemälde „Brennende Welt“ zeichnete eine düstere Untergangsvision,
gefolgt von dem Nichts, dargestellt in dem Bild „Erdleere im All“.

 

Eine faszinierende Multimedia Performance ließ die visionäre Kraft Bert-Hubls zudem auf eine besonders bewegende Weise erkennbar werden. Mit
eindringlicher Musik untermalt fügten sich in dem ganz ohne Worte auskommenden Filmkunstwerk von Heinz Westermann die gemalten Visionen Bert-Hubls
zusammen mit realen Bildern von Hochwasserkatastrophen, Waldsterben, zerstörerischen Tornados, dioxinverseuchter Atemlosigkeit in Seveso und der
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

 

„Bert-Hubl sagt von sich selber, dass er ein Optimist ist, sonst könnte er solche Bilder gar nicht malen. Er glaubt ganz fest daran, dass die Menschheit es noch
verhindern kann, dass seine mahnenden Zukunftsbilder jemals Wirklichkeit werden,“ verdeutlichte  Westermann die wohl bedeutendste Vision des Künstlers.

 

Die Ausstellungsbesucher waren an diesem Wochenende aber nicht nur Betrachter, sondern konnten durch die Drehbarkeit der Bilder auch selber aktiv werden
und fasziniert erleben, wie sich durch die Rotation der Werke mit dem Blickwinkel jeweils auch die Bildaussagen veränderten.
Ein Korb, der von einem Kran
gezogen über die Kunstwerke hinwegschwebte, ermöglichte es Interessierten zudem Bert-Hubls Werk einmal aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben.

 

„Bert-Hubls Bilder laden den Betrachter dazu ein, sich durch Anfassen und Umdrehen, aktiv mit den gezeigten Arbeiten und deren Inhalten auseinander zu setzen,
sie mit Hilfe der eigenen Sichtweise und Phantasie ganz persönlich mit zu gestalten“, erläuterte Westermann.

 

Bewirtet wurden die Gäste - darunter auch Nisha Choghule aus dem indischen Mumbai, die schon während der Ausstellung des Künstlers in ihrer Heimatstadt
Besucher aus aller Welt in die Bildsprache, Technik und vor allen Dingen in die einzigartige Rotation der Bert-Hubl-Kunst eingeführt hatte - vom Förderverein
und von Gastgeber Bernd Keil mit Kaffee, Kuchen und frisch gebackenen Waffeln, sowie verschiedenen Salaten und Würstchen vom Grill.


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