Werke des 77-jährigen
Lixfelder Malers waren in Mumbai zu sehen - Weitere Ausstellungen
geplant
Zwei
Besucherinnen vor dem Bert-Hubl Bild „Erdbahn im
Visier“. Werke des 77-jährigen Malers aus Lixfeld waren erstmals
in Indien zu
sehen.
Weitere
Ausstellungen
sind geplant.
Foto:
Westermann
Unter
dem Thema „Spurenlese – Signsgathering“ waren 25 Gemälde und
graphische
Mischtechniken
des Malers Bert-Hubl
in der Jehangir Art Gallery im indischen
Mumbai zu sehen.
von
Martina
Westermann
Lixfeld. Mehr als 15 000 Besucher
erlebten an den sieben Ausstellungstagen bildlich die Schönheit
der Natur im
„Gartenspiegel“, warfen einen besorgten Blick auf den wachsenden
Müllberg der
„Kulturhalde“, fürchteten sich vor den unwiderruflichen Folgen der
„Atom Aura“,
sahen die „Atmosphären-Lebens-Fähre im All“ verschwinden und
machten sich
hoffnungsvoll auf den Weg „Zur neuen Welt“.
Neben
Kunstliebhabern
und Kunstkritikern, Schulklassen und Studienseminaren,
Familien mit Kindern und politischen Repräsentanten aus Mumbai und
dem gesamten
Bundesstaat Maharashtra, gehörten auch
zahlreiche
Touristen aus der ganzen Welt
zu dem stetig strömenden Besucherfluss in der
Auditorium Hall, dem
größten
Ausstellungssaal
der Galerie. „Manche
Besucher
kamen sogar am folgenden Tag mit Familienangehörigen oder
Studienkollegen
wieder, um auch denen die Bilder zu zeigen“, erzählt Organisator
Heinz
Westermann. Er ist
Ausstellungskoordinator des Vereins zur Bert-Hubl-Kunstförderung.
Gemeinsam
mit
seinem in Poona lebenden
Freund Kiran B. Kadam hat der in Gladenbach-Weidenhausen lebende
Kunstliebhaber
diesen deutsch-indischen Kulturaustausch
möglich gemacht. „Bei
einem meiner
Besuche in Indien habe ich ein Bert-Hubl-Werk als Gastgeschenk
mitgebracht“,
erzählt Westermann. Während deutsche Kunstfreunde
oftmals
eine Scheu davor
haben ein Bild anzufassen und zu drehen - obwohl Bert-Hubl sich
ausdrücklich
wünscht, dass seine Kunst vierseitig betrachtet wird - nahm der
indische
Freund
das Kunstwerk spontan in die Hand und besah es fasziniert von allen
Seiten.
Daraus entstand die Idee die Bert-Hubl-Kunst nach Indien zu bringen.
Zur
Vorbereitung
der Ausstellung verbrachte der für ein
sonderpädagogisches Förderzentrum tätige Lehrer bereits
im Sommer zwei Wochen
in Mumbai und Poona.
Pünktlich
zur
Ausstellungseröffnung
am 21. Dezember flog der
Indienliebhaber dann erneut nach Mumbai. Gemeinsam mit seinem Freund
Padam übernahm
er es täglich von
11 bis 19 Uhr die interessierten Galeriebesucher
in dasWerk des Künstlers
einzuführen. Bilder erlangen durch Rotation neuen
Bedeutung „Während deutsche Kunstliebhaber
eher zurückhaltend sind, haben
die indischen Ausstellungsbesucher alle gedreht wie die Wilden“,
erzählt
Westermann. Erstaunlich schnell
habe sich ihnen erschlossen, dass der
Inhalt
der Bert-Hubl-Kunst im Auge des Betrachters liegt und jedes Bild gerade
durch
die Rotation immer wieder neue Bedeutungen gewinnt.
„Die haben so
eifrig
gedreht, dass wir mit dem gerade hängen der Bilder gar nicht mehr
nachkamen“,
erinnert er sich.
Die dauernd gedrehten und
ständig irgendwie schief und schräg
an den Wänden hängenden Bilder sorgten auch für einige
Irritationen.
„Als die
Galeriesekretärin Miss Menon zum ersten mal sah, wie Besucher die
Bilder drehten,
war sie völlig erschrocken und wollte gleich einschreiten“,
erinnert sich Westermann. Bilder
zum Anfassen, so etwas habe es in der Jehangir Art Gallery seit
ihrer
Eröffnung 1952 noch nicht gegeben, erklärte ihm die sichtlich
bestürzte Sekretärin.
Für noch mehr Aufregung in der
altehrwürdigen Galerie sorgten die
restlos drehbegeisterten Besucher, die im Eifer ihrer neu gewonnen
Kunstsichtweise, auch die Werke der
anderen Künstler, in den
benachbarten
Ausstellungsräumen, zu drehen versuchten.
Auch die zahllosen Einträge im
ausgelegten Gästebuch, spiegeln in
verschiedensten Sprachen und Schriftzeichen zutiefst faszinierte
Reaktionen auf
die drehbare Bert-Hubl-Kunst. Divya
Dayal freute sich darüber
in den Bildern aus dem fernen Europa
die Farben Indiens - Orange, Grün und Weiß - und auch
zahlreiche „Swastikas“ -indische
Glückssymbole
in Form eines Sonnenrades
- entdecken zu können. „Ich danke Ihnen dafür, diese
wunderbare Kunst in meine Stadt
gebracht zu haben“, schrieb sie.
Ausstellungsbesucher wollten den
Künstler Viele
Ausstellungsbesucher bedauerten
es jedoch, dass sie den Erschaffer
dieser außergewöhnlichen Kunst nicht persönlich
kennenlernen konnten. Einige
äußerten sogar die
Absicht nach Deutschland zu reisen, um
Bert-Hubl in seiner
Angelburger Galerie zu treffen.
Aus gesundheitlichen
Gründen
konnte der für sein
herausragendes Lebenswerk unter anderem auch
mit dem regelmäßigen Förderpreis des
Bundespräsidenten auf Lebenszeit
ausgezeichnete Maler leider nicht persönlich nach
Indien reisen. Um sostolzer und
glücklicher
strahlte er, als er jetzt, gemeinsam mit Westermann, die vielen Fotos,
Videos
und
Gästebucheinträge der Ausstellung betrachtete. Besonders
freute er sich
über die Einladung von Mumbais Bürgermeisterin Shraddha
Shridhar und
ihrem Kulturdezernenten,
seine „Hub-Art in Vidi-Art“,
anlässlich der Eröffnung der neuen städtischen
Kunsthalle im Januar, erneut in
der indischen Metropole auszustellen. Nach
dem überwältigenden
Erfolg dieser Ausstellung sind nun weitere
Präsentationen in anderen indischen Galerien geplant. Von Mumbai
aus reist die
Bert-Hubl-Kunst zunächst
weiter nach Poona. Dort werden die Bilder
des
Angelburgers, als weltweit erster nicht aus Indien stammender
Künstler, in der
angesehenen Indiaart Gallery präsentiert. „Auch die
Einladung von Mumbais
Bürgermeisterin zu einer
Ausstellung in der neuen städtischen Kunsthalle würden wir
sehr gerne annehmen“,
erklärt Westermann.
Leider wird das aber zur Eröffnung im
Januar aus zeitlichen
Gründen nicht möglich sein. „Aber wir bleiben in Kontakt mit
ihr“, versichert
er.